Schon seit dem Mittelalter werden Mörtel- und Betonzusatzmitteln genutzt, um durch chemische oder physikalische Prozesse bestimmte Eigenschaften des Frisch- oder Festbetons, wie zum Beispiel Verarbeitbarkeit, Fließeigenschaften, Erstarren, Erhärten oder Frostwiderstand zu verändern. Die Eigenschaften des Betons sollen damit so angepasst werden, dass sie den spezifischen Gegebenheiten des Gebäudes entsprechen.
Betonzusatzmittel sind schon lange Standard
Auf mittelalterlichen Baustellen wurde Mörtel verwendet und der Mörtelmacher war für das Mischen des Mörtels und damit oft auch für das Gelingen des Bauwerks verantwortlich. Die Rezepturen von damals sind heute in vielen Fällen unbekannt, da die eigenen Methoden und Mischverhältnisse für guten Mörtel meist nur mündlich von den Meistern an vertrauensvolle Lehrlinge weitergegeben wurden. Im Gegensatz zu heute konnte Mörtel damals tierische Fette, Eiweißprodukte, Fruchtsäuren bis hin zu Rinderblut beinhalten. Ein Beispiel: Schweineschmalz oder Butter wurde genutzt, um in dem Gemisch Luftblasen entstehen zu lassen, in denen sich bei niedrigen Temperaturen gefrierendes Wasser ausdehnen kann, was den Mörtel und damit auch die Gebäude frostbeständiger macht.
Ein Beton für jeden Zweck
Auch heute werden die Eigenschaften von Beton je nach Einsatzgebiet angepasst. Durch chemische oder physikalische Prozesse werden so die Verarbeitungseigenschaften verändert oder die Widerstandsfähigkeit erhöht.
Ein wichtiger Zusatz, der die Verarbeitung von Beton in vielen Fällen erst ermöglicht, ist der Verzögerer. Dieser kann der Rezeptur so beigemischt werden, dass der Beton erst zu einem gewollten Zeitpunkt erhärtet. Als Zusatzmittel werden dafür oft organische Stoffe wie Saccharose (Zucker) oder Gluconsäure (Carbonsäure aus der Gruppe der Fruchtsäuren) genutzt.
Das Gegenteil der Verzögerer sind die Beschleuniger. Diese sorgen dafür, dass Beton schneller erhärtet und erlauben so eine hohe Frühfestigkeit. Das ist besonders wichtig, wenn Spritzbeton verarbeitet wird, die Bauarbeiten unter Wasser stattfinden oder bei niedrigen Temperaturen schnell eine gewisse Grundfestigkeit erreicht werden soll.
Luftporenbildner lassen in frischem Beton viele kleine Luftblasen entstehen. Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt schützen diese vor Schäden am Gebäude, da sich das gefrorene Wasser in die Luftporen ausdehnen kann. Wie bereits erwähnt, wurde Mörtel im Mittelalter zu diesem Zweck unter anderem mit Schweineschmalz vermengt. Ähnliche Prinzipien werden noch heute verwendet, allerdings werden anstatt Schweineschmalz andere wasserlösliche Fette verwendet.
Je nach Einsatzgebiet ist es notwendig, dass die Konsistenz von Frischbeton so verändert wird, dass er besser fließt. Um die Fließfähigkeit von Beton zu erhöhen, wird dieser mit Fließmitteln gemischt, die entweder eine bessere Verarbeitbarkeit oder eine bessere Festigkeit bei gleichbleibender Verarbeitbarkeit ermöglichen.
Um das Eindringen von Wasser in Beton zu vermeiden oder zu vermindern, kommen zu guter Letzt Dichtungsmittel zum Einsatz. Hierzu werden dem Beton Zusatzmittel beigemischt, die wasserabstoßend wirken oder sich bei Feuchtigkeit so verdichten, dass kein Wasser in die Baustruktur eindringen kann.
Die Entwicklung des richtigen Betons unter Verwendung von Zusatzstoffen ist sehr komplex und umfangreich. Die Forschung hierzu ist noch lange nicht abgeschlossen. Führende Baustoffanbieter entwickeln immer neue Gemische für die unterschiedlichsten Einsatzgebiete. Das zeigt, wie wandelbar der Baustoff Beton ist und das es für jede Art des Einsatzes den richtigen Beton gibt. Als Betoninstandsetzer müssen wir je nach Einsatzgebiet und Gebäude entscheiden, welche Eigenschaften der eingesetzte Beton haben sollte. Wir sind tagtäglich mit der Frage konfrontiert, welchen Beton wir für welchen Zweck verwenden sollten, um Abnutzung an Gebäuden vorzubeugen und Schäden auszubessern - dafür brauchen wir geeignete Fachkräfte, die sich gut mit ihrem Werkstoff auskennen und Spaß daran haben, alte Gebäude wieder zum Leben zu erwecken.