30 Jahre Wiedervereinigung: Wir blicken zurück auf die imposantesten Betonbauten der DDR

In der 41-jährigen Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) durchlief das Land verschiedene Stile der Architektur. Nachdem die Moderne zu Beginn der DDR nur wenig politische Unterstützung erfuhr, setzte sich bis 1955 der sozialistische Klassizismus durch. Dieser wurde sowohl bei dem Neuaufbau der durch den Krieg zerstörten Stadtgebiete (z. B. Berlin-Friedrichshain, Berlin-Mitte, Magdeburg und Neubrandenburg), als auch bei dem Entwurf und Bau neuer Stadtviertel (z. B. Rostock-Reutershagen I) angewandt. Zu den heute noch sichtbaren Bauwerken aus dieser Zeit gehören beispielsweise die Karl-Marx-Allee (ehemals Stalinallee) in Berlin-Friedrichshain, die russische Botschaft (ehemals Botschaft der UdSSR) in Berlin oder viele Gebäude in Eisenhüttenstadt (ehemals Stalinstadt). Die Stadt an der deutsch-polnischen Grenze wurde ab 1950 als Planstadt für das Eisenhüttenkombinat Ost (EKO) aufgebaut. Nachdem die Stadtplaner sie auf dem Reißbrett entworfen haben, wurde sie direkt neben dem Eisenhüttenwerk, das noch heute einer der größten Arbeitgeber der Region ist, errichtet. 

Der Beginn der Plattenbauten
Durch den sozialistischen Klassizismus sind in den 1950er-Jahren Wohnungen entstanden, die für einen neuen Höhepunkt des Wohnkomforts in Ostdeutschland sorgten. Diese Ära fand allerdings bereits ab 1955 ihr langsames Ende. Ein Hauptgrund dafür war, dass sich die DDR diese aufwendige Bauweise nicht mehr leisten konnte. Außerdem wurde erkannt, dass unter den damaligen  Voraussetzungen kein Wohnungsbau im großen Stil möglich sei, weshalb in Zukunft Zeit und Geld gespart werden sollte. So wurden die ersten Allee-Fronten von rein funktionalen Wohnbauten erschaffen und dabei aufgrund der zunehmenden materiellen Nöte der DDR immer weniger auf die Gestaltung geachtet.

In den 1960er-Jahren beschloss der Ministerrat der DDR, den Aufbau und die Neugestaltung wichtiger Städte durch sogenannte "Stadtdominanten" zu beschleunigen. Diese sollten alle anderen Gebäude der Stadt, insbesondere die Kirchtürme, überragen. Dadurch entstand unter anderem der Berliner Fernsehturm, der noch heute das Bild der Hauptstadt prägt. Außerdem begann der verstärkte Einsatz von industriell vorgefertigten Betonplatten. Dadurch wurden die architektonischen Freiheiten enorm eingeschränkt und Fassaden sowie Wohnungsgrundrisse genormt - der Beginn der Plattenbauten. 

Individualisierung als Alternative zu den genormten Bauten
Auch wenn das Wohnungsproblem in den 1960er- und 1970er-Jahren nicht gelöst werden konnte, änderte die DDR in den 1980er-Jahren erneut ihre Vorgehensweise. Als Gegenstück zu den genormten Bauten sollten mittels der Plattenbauweise auch historische Baustile nachempfunden werden. Neben industriellen Bauten entstanden zu dieser Zeit Gebäude, deren Fassaden detailgetreu denen vergangener Jahrhunderte ähnlich sein sollten. Darüber hinaus ließ die DDR Bombenlücken in eng bebauten Regionen durch individuelle Wohnquartiere schließen, um von den starren Fassaden der letzten Jahrzehnte abzuweichen. Beispiele außerhalb Berlins sind die Stadtbilder von Halle (Saale) und Erfurt, wo die Stadtplaner die Platten so variierten, dass sie dadurch Lücken schließen und Ersatzneubauten errichten konnten.

Nach der Wiedervereinigung 1990 wurden nur wenige Bauwerke aus DDR-Zeiten unter Denkmalschutz gestellt. In den meisten Großsiedlungen der neuen Bundesländer finden heute Rückbauprogramme statt, bei denen ganze Abschnitte abgerissen werden oder die Etagenzahl reduziert wird. Ein Grund dafür ist die massive Abwanderung der Bewohner. Ein Vermächtnis der Städtebaupolitik der DDR ist, dass in vielen Mittelstädten die historischen Altstadtkerne zu großen Teilen im Vorkriegszustand erhalten geblieben sind, da nicht genügend Geld zur Verfügung stand, um diese in Stadtumbauprogrammen aufzurüsten.

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